Diätdschungel – Schlank mit Durchblick

Jedermann mochte schlank sein, niemand jedoch schlank und krank! Und dennoch sind viele zu allem bereit, um innert kürzester Zeit abnehmen – und vor allem bereit, an Wunder zu glauben!

Diäten durch Nahrungsmittel mit „negativen Kalorien“

Derartige Nahrungsmittel gibt es nun einmal nicht. Alle Esswaren und Getränke ausser Wasser sind kalorienhaltig. Es stimmt, dass gewisse Nahrungsmittel (wie Brüsseler Chicorée, Gurke, Sellerie und Wassermelone) ausgesprochen kalorienarm sind. Wer grosse Mengen davon verzehrt, erreicht somit trotz einem sehr geringen Kalorienverbrauch ein Sättigungsgefühl. Es stimmt auch, dass gewisse Zwischenmahlzeiten (Gemüse, ein hartes Ei, ein Light-Joghurt usw.) unserem Körper ungefähr gleich viele Kalorien zuführen, wie die Verdauungsorgane für den Stoffwechsel benötigen. Aus diesem Grund ist es sinnvoll, die tägliche Kalorienzahl auf eine grössere Anzahl Mahlzeiten zu verteilen. Von diesen Betrachtungen einmal abgesehen, setzt die Verbrennung aller Nahrungsmittel nur allzu … positive Kalorien frei.

Rigorose Diäten

Genauso illusorisch und erst noch gefährlich sind extrem strenge Diäten mit wenig Kalorien und einer Unterversorgung mit lebenswichtigen Nährstoffen. Eines haben sie zwar gemeinsam: Sie haben ausnahmslos Erfolg, aber dieser ist nur von kurzer Dauer. Mit einer übertrieben strikten Diät nimmt man zwar ab, doch sobald man zur Normalkost zurückkehrt, sammeln sich die abgehungerten Kilos früher oder später wieder an. Und dann beginnt der Teufelskreis: Man nimmt ab, wieder zu, wieder ab und wieder zu und stellt vorerst mit Erstaunen und dann mit Verzweiflung fest, dass der Gewichtsverlust jedesmal schwieriger zu erzielen ist und die Diäten langfristig jedes Mal wirkungsloser sind.

Es ist erwiesen, dass die Stoffwechseltätigkeit durch „chronische“ Abmagerungskuren um zehn bis fünfzehn Prozent reduziert wird. Der Jojo-Effekt (d.h., man nimmt nach der Diät gleich vie1 oder mehr Gewicht wieder zu) bringt ausserdem Nebenwirkungen wie Müdigkeit, Niedergeschlagenheit, Muskelschwund, erschlafftes Gewebe, verwelkte Haut, Kalkverlust in den Knochen etc. mit sich. Man spielt nie ungestraft mit der eigenen Gesundheit!

Um zu verstehen, weshalb strenge Diäten langfristig unwirksam sind, ist es wichtig zu wissen, dass jedes Kilo Fett rund 7000 Kalorien entspricht. Jedes überflüssige Kilo ist das Zeichen dafür, dass wir uns – im Vergleich zu unserem tatsächlichen Energiebedarf – 7000 Kalorien zuviel gegönnt haben. Um diese Kalorien loszuwerden, braucht es mindestens eine Woche. Während dieser Woche muss die tägliche Kalorieneinnahme um 1000 Kalorien vermindert werden, was bereits eine recht strikte Diät voraussetzt (7 x 1000 = 7000 Kalorien). So versteht man leichter, weshalb eine Schlankheitskur, bei der man pro Woche drei bis vier Kilo abnimmt, unmöglich drei bis vier Kilo Fett verbrennen kann. Ganz einfach, weil dies physiologisch gesehen ein Ding der Unmöglichkeit ist.

Eiweissreiche Diäten

Eiweissreiche Diäten, die Proteine in beliebigen Mengen erlauben, Kohlenhydrate dafür verbieten, sind ebenfalls gefährlich. Sie lassen den Harnsäuregehalt im Blut ansteigen, sind aber auch für die Knochen schädlich, da der Überschuss an Phosphor eine erhöhte Ausscheidung von Calcium über die Nieren zur Folge hat. Die Nieren werden ausserdem überbelastet, was auf die Dauer Nierenstörungen mit sich bringen kann.

Als vor rund 20 Jahren die Atkins-Diät ihre Sternstunde feierte, wurden in den USA mehrere Todesfalle wegen Nierenversagen gemeldet. Die Verbrennung von Eiweiss setzt nämlich die Giftstoffe Ammoniak und Harnstoff frei. Bei Diäten mit hohem Eiweissgehalt müssen die Nieren mehr leisten, um dieses potentielle Gift zu verdünnen und auszuscheiden. Man muss häufig Wasser lassen, was einmal mehr die Illusion entstehen lässt, einen spektakulären Diäterfolg zu erzielen.

Diäten mit Kohlenhydratverbot

Eine weitere Falle, die es zu vermeiden gilt, sind Diäten ohne komplexe Kohlenhydrate (Brot, Teigwaren, Kartoffeln, Getreideprodukte, Hülsenfrüchte). Kohlenhydrate sind für unseren Körper genauso lebenswichtig wie Eiweiss und Fett. Denn Kohlenhydrate sind der wichtigste Energielieferant unserer Muskeln, aber auch unseres Gehirns und Nervensystems. Ausserdem enthalten eiweisshaltige Nahrungsmittel Tryptophan, eine Aminosäure, die unser Körper in die anregende Substanz Serotonin umwandelt. Es ist jedoch erwiesen, dass die Herstellung und der Einsatz von Tryptophan bei ungenügender Kohlenhydratzufuhr herabgesetzt werden. Wer auf wertvolle Kohlenhydrate verzichtet, fühlt sich deshalb müde, abgeschlagen, nervös oder gar deprimiert.

An Stelle von Kohlenhydraten verbrennt der Körper dann zwar Fett, aber auch seine Eiweissvorräte im Gewebe (etwa in Muskeln, Haut, Haaren und Nigeln). Wer auf Brot, Teigwaren, Kartoffeln, Getreideprodukte und Hülsenfrüchte verzichtet, leidet schliesslich an Zuckermange1 und wird von unwiderstehlichen Gelüsten auf Süsses geplagt.

Trennkost

Trennkost ist zur Zeit sehr aktuell. Getrennt werden dabei Eiweisse und stärkehaltige Nahrungsmittel. Da alle lebenswichtigen Elemente erlaubt sind, handelt es sich dabei um ausgewogene Diäten. Die empfohlenen Nahrungsmittelkombinationen Sind sehr bekömmlich und eignen sich auch ausgezeichnet für alle, die unter einem empfindlichen Magen, Blähungen, Schläfrigkeit nach dem Essen usw. leiden.

Aus bisher noch nicht vollständig erforschten Gründen sind diese Diäten sogar in schwierigen Fällen, wo der Stoffwechsel durch wiederholte Ernährungsfehler und den Jojo-Effekt Beeinträchtigt wurde, im allgemeinen erfolgreich. Auf die Dauer ist eine strenge Trennkost jedoch aufgrund der zahlreichen Verbote mit einem normalen Alltag nur schwer zu vereinbaren.

Trauben-, Holundersaft- und andere Kuren

Trauben-, Holundersaft-, Molken- und ähnliche Kuren sind (wie Heilfasten oder Trinkkuren) eher als Entschlackungs- und Entgiftungs- kuren zu verstehen und nicht als Schlankheitskuren. Sie sollten nicht länger als drei bis vier Tage dauern.

Dies gilt vor allem ab 40, wenn eine tägliche Eiweisszufuhr absolut unerlässlich ist, um das Gewebe (dessen Zellen sich unablässig erneuern) Straff zu erhalten und so vorzeitiger Hautalterung vorzubeugen.

Die Grundregeln

Eine Schlankheitskur ist dann erfolgreich, wenn man dabei sein geeignetes Gewicht (wieder) findet oder zu halten vermag, ohne Energie und gute Laune einzubüssen. Um dieses Ziel zu erreichen, sind unbedingt einige Grundregeln zu beachten:

  • Gemüse (viel Vitamine und Mineralstoffe) und mageren eiweisshaltigen Nahrungsmitteln, die mit wenig Kalorien satt machen, den Vorzug geben.
  • Anstatt raffinierter Lebensmittel lieber Vollkornprodukte (Brot, Teigwaren, Reis etc.) essen. Ihre Vorzüge: ein länger anhaltendes Sättigungsgefühl und wertvollere Nährstoffe.
  • Sichtbares Fett einschränken, aber nicht völlig verbannen, denn dieses ist für die Verwertung fettlöslicher Vitamine unerlässlich.
  • Den Süssigkeits- und Alkoholkonsum – also unnötige Kalorien – stark zurückschrauben. Aber bitte nie die Freude am Essen vergessen. Ohne Genuss ist eine Diät von vornherein zum Scheitern verurteilt.
  • Wenn nötig, Ersatzmahlzeiten einführen. Diese sind ausgewogen und Sättigend, schnell zubereitet, im allgemeinen sehr angenehm im Geschmack und gerade für Leute sinnvoll, die mittags auswärts speisen müssen.

Lassen Sie sich von Gesundheitsspezialisten beraten, wenn Sie eine Schlankheitskur beginnen möchten. Sie können Ihnen gegebenenfalls geeignete Nahrungszusätze empfehlen. Mangelzuständen vorbeugen, den Stoffwechsel anregen, das Hungergefühl dämpfen … für jedes Problem gibt es eine Losung.

Rita Ducret-Costa
Chefredakteurin von vitamag®, Pharmazeutin mit Abschluss an der Universität von Bologna, Ernährungswissenschaftlerin und Homöopathin.

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