Vorübergehende Niedergeschlagenheit? Die Ursache kann Nahrung sein

Intensive körperliche Bewegung, Licht und Sonne (sogar künstliche wie Halogenlampen oder Solarien) setzen Substanzen frei, die unserem Gemüt guttun. Bei einem Stimmungstief sollten wir uns aber das ganze Jahr hindurch zuerst einmal genauer ansehen, was wir essen… und was auf unserem Teller fehlt. Eine vorübergehende Niedergeschlagenheit kann tatsächlich mit dem zusammenhängen, was wir essen.

Gewisse Ernährungsmängel können Niedergeschlagenheit auslösen oder verschlimmern. Wenn dem Körper zu wenig Kohlenhydrate – unsere Hauptenergiequelle – zugeführt werden, stellen sich langfristig Müdigkeitsgefühle und ein Abfall der geistigen Leistungs- Fähigkeit ein. Denn unsere Nervenzellen ernähren sich von Traubenzucker. Ein Mangel an Vitaminen der B-Gruppe, an Kalzium und/oder Magnesium, die für die Funktionstüchtigkeit unseres Nervensystems unentbehrlich sind, hat ähnliche Folgen.

Hüten Sie sich vor allzu restriktiven Diäten!

Strenge kalorienarme Diäten mit ungenügender Kohlenhydrat- und Magnesiumzufuhr sowie Kaffee- und Alkoholmissbrauch, die dem Körper die obengenannten Substanzen entziehen, führen zu körperlicher und geistiger Erschöpfung. Auch die regelmässige Einnahme von Östrogenen (z.B. orale Schwangerschaftsverhütung) kann stimmungsdämpfend wirken, da diese Hormone die Aufnahme des besonders stimmungsaufhellenden Vitamins B6 im Darm behindern. Schliesslich kann auch starker Stress zu einer vorübergehenden Niedergeschlagenheit oder sogar zu einer Depression führen.

Zum Glück schüttet unser Körper sogenannte Neurotransmitter aus, natürliche Überträgerstoffe im Gehirn mit antidepressiver Wirkung, darunter Dopamin, Noradrenalin, Serotonin und Acetylcholin. Wenn unser Körper viel davon herstellt, sind wir in Hochstimmung, hingegen ist die Produktion bei Depressiven geringer. Auch Antidepressiva wirken übrigens über diese Neurotransmitter.

Unser Gehirn stellt anhand von Substanzen, die in unserer Nahrung vorkommen (Aminosäuren, also Eiweiss- Bausteine, und Cholin, das mit den B-Vitaminen verwandt ist), und unter Mithilfe von Vitaminen und Mineralstoffen (vor allem Vitamin B6 und Magnesium) selber auch „Heitermacher“ her.

Die beteiligten Aminosäuren heissen Phenylalanin, Tryptophan und Tyrosin. Tryptophan beispielsweise, eine essentielle Aminosäure, die in tierischem Eiweiss reichlich vorkommt, wird in Serotonin umgewandelt, Phenylalanin in Dopamin und Noradrenalin. Fehlt es der Nahrung jedoch an Vitamin B6 und/oder an Magnesium, funktioniert dieser Umwandlungsprozess trotz ausreichender Eiweisszufuhr zu langsam.

Nahrungsmittel, die munter machen

Welches sind denn nun ganz konkret diese Muntermacher, die auf den täglichen Speisezettel gehören? In erster Linie Getreide, Brot, Teigwaren, Kartoffeln und Hülsenfrüchte, also komplexe und vollwertige Kohlenhydrate, die Energie mit Langzeitwirkung, B-Vitamine und Magnesium spenden, weiter Milchprodukte (allen voran Milch), die viel B-Vitamine, Kalzium und Aminosäuren enthalten.

Zu erwähnen sind auch helle Fleischsorten, Fisch und Eier (B-Vitamine, Aminosäuren) , Soja und Sojaprodukte (Aminosäuren, Cholin) sowie Dörrfrüchte und Nüsse (B-Vitamine, Magnesium, Kalzium). Schokolade schliesslich (trotz allem mit Mass zu geniessen!) wird ihrem Ruf als Tröster und Muntermacher durchaus gerecht, enthält sie doch Phenylalanin und Mineralstoffe. Schwarze Schokolade ist reich an Magnesium, Milchschokolade an Kalzium.

Nahrungszusätze wie Bierhefe, Weizenkeime und/oder Sojalezithin sollten ebenfalls täglich eingenommen werden. Die ersten beiden enthalten reichlich B-Vitamine, Magnesium, Kalzium, Cholin und Aminosäuren. Sojalezithin ist die beste natürliche Quelle für Cholin, den Vorläufer von Acetylcholin.

Nahrungszusätze halten Depressionen fern

Bei saisonbedingten Depressionen oder ersten Anzeichen von Niedergeschlagenheit können Sie sich durch Ihren Gesundheitsspezialisten über prophylaktische Behandlungsmöglichkeiten informieren lassen. Magnesium und Vitamin B6 können als Nahrungszusatz kurmässig eingenommen werden. Dazu sind zumeist hohe Dosen notwendig (250 bis 500 mg für das erstere, 100 bis 300 mg für das letztere). Zwei pflanzliche Produkte, Johanniskraut und Kawa-Kawa, in Kapsel- oder Dragéeform, oder homöopathische Heilmittel wie Sepia, Acidum phosphoricum usw. können die Stimmung ebenfalls heben.

Ob Nahrungszusätze, Phytotherapie oder Homöopathie, das Angebot ist gros! Vergessen wir dabei aber nicht, dass eine unerlässliche Voraussetzung für unser körperliches und seelisches Wohlbefinden nach wie vor eine gesunde Ernährung ist.

Rita Ducret-Costa
Chefredakteurin von vitamag®, Pharmazeutin mit Abschluss an der Universität von Bologna, Ernährungswissenschaftlerin und Homöopathin.

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