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Haarausfall bei Frauen: Sprechstunde bei Professor Dr.med.R.M.Trüeb von der Dermatologischen Klinik Zürich

Herr Professor Trüeb, mit welchen Problemen sind Sie in Ihrer Haarsprechstunde am meisten konfrontiert?

 

Dreiviertel der Falle betreffen den anlagebedingten Haarausfall. Manner sind davon häufiger betroffen als Frauen. Dennoch kommen mehr Frauen in die Sprechstunde, da bei ihnen der Leidensdruck grösser ist. Bei den Frauen wird zudem der anlagebedingte Haarausfall häufig von einem diffusen Haarausfall überlagert. 

Ist saisonal bedingter Haarausfall bei Frauen ein Fall für die Sprechstunde?

Man muss im Fall von Haarausfall abklaren, was die Ursache ist. Studien haben gezeigt, dass es im Herbst und im Frühling durch eine saisonal bedingte Teilsynchronisierung des Haarwechsels zum verstarkten Haarausfall kommt. Viele bemerken diesen diffusen Haarausfall nicht, andere sind darüber sehr verunsichert. Ich habe meine Regel: Wenn eine Frau das Gefühl hat, Haare zu verlieren, ist eine Abklarung angezeigt, denn erfahrungsgemäss hat sie Recht.  

Gilt die Faustregel «Verlust von mehr als 100 Haaren pro Tag = Haarausfall» immer noch?

Nein. Es kommt darauf an, wie viel Haare man auf dem Kopf hat! Frauen mit üppigem Haarwuchs können, trotz Ausfall von über 100 Haaren pro Tag, nach Jahren noch volles Haar haben, vorausgesetzt, es handelt sich lediglich um einen zeitweise übersteigerten Haarwechsel. Andere Frauen verlieren weniger als 100 Haare pro Tag und entwickeln trotzdem eine Ausdünnung im Scheitelbereich, typischerweise im Rahme des anlagebedingten Haarausfalls.

Wie behandeln Sie Haarausfall?

Am Anfang steht, wie gesagt, die Ursachenabklarung und ihre gezielte Therapie: Liegen behebbare Gründe wie Eisenmangel, Schilddrüsenfunktionsstörungen oder unerwünschte Arzneimittelwirkungen vor? Bei anderweitig nicht erklarbarem, diffusem Haarausfall und bei saisonalem Haarausfall hat sich gemäss unserer Studie ein L-Cystinhaltiges Präparat hinsichtlich der Anagenrate (Haarwachstumsrate) innerhalb 6 Monaten gegenüber einem Plazebo als wirksam erwiesen. Beim anlagebedingten Haarausfall hingegen wirkt nur Minoxidil, da es in diesem Fall neben der Verminderung der Wachstumsrate zu einer Rückbildung der Haarwurzeln kommt, dem Minoxidil entgegenwirkt Aber auch unter einer erfolgreichen Minoxidil-Behandlung kommen immer wieder Frauen, vor allem im Herbst, in die Haarsprechstunde und klagen über Haarausfall. In diesen Fallen bewahrt sich erganzend zu Minoxidil ein Präparat mit L-Cystin.

Welches Präparat haben Sie geprüft?

Wir haben eine Studie mit Pantogar® durchgeführt. Dieses Präparat ist seit langem im Handel und enthält neben L-Cystin Medizinalhefe und Pantothensaure. Die Hauptwirkung geht vermutlich vom L-Cystin aus, welches einen wichtigen Baustein des Haarschafts darstellt. Man weiss, dass bei Stoffwechselstörungen oder Mangel des L-Cystins das Haarwachstum gestört ist. Medizinalhefe ist reich an B-Vitaminen, die für den Energiestoffwechsel des Haars wichtig sind.

Können Sie Frauen mit Haarausfall Pantogar® empfehlen?

Bei diffusem Haarausfall sonst gesunder Frauen sowie bei saisonalem Haarausfall ja und bei anlagebedingtem Haarausfall in Erganzung zu einer Therapie, welche die Rückbildungserscheinungen des Haars umkehrt, z.B. Minoxidil.

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