Seit Menschengedenken ist Schwitzen eher verpönt. Bereits vor Jahrtausenden bzw. Jahrhunderten liessen sich grosse Denker wie Platon, Kant und Sartre, um nur einige zu nennen, ähnlich negativ über den Schweiss aus. Natürlich ist eine trockene, wohlduftende Haut attraktiv, dennoch ist Schwitzen ein physiologisches und lebensnotwendiges Phänomen. Ein Dilemma?
Schweiss besteht vorwiegend aus Wasser, Lactat, Harnstoff sowie einer unterschiedlichen Menge an Mineralien.
Hauptfunktion des Schwitzens ist der Wärmeausgleich: Es verhindert, dass die menschliche Körpertemperatur über 37 °C ansteigt, denn dies würde dem Organismus schaden.
Rund 1 Liter Schweiss wird pro Tag von den 2 bis 5 Millionen menschlichen Schweissdrüsen abgesondert. Unterschieden werden zwei Arten von Schweissdrüsen: die merokrinen (bzw. ekkrinen) und die apokrinen. Erstere sind über den ganzen Körper verteilt, vor allem an Handinnenflächen, Fusssohlen und Achselhöhlen. Die apokrinen Drüsen hingegen sind vor allem im Achsel- und Genitalbereich zahlreich vorhanden und werden erst in der Pubertät ausgebildet. Der von den apokrinen Drüsen sekretierte Schweiss enthält viele Fette – die Leibspeise mancher Bakterien, daher der schlechte Geruch.
Schwitzen als Pein …
Übermässiges Schwitzen (Hyperhidrose) in Verbindung mit Körpergeruch ist unangenehm. Doch es gibt wirksame Produkte dagegen: Deodorants und Antitranspirantien.
Der Unterschied zwischen Deodorants und Antitranspirantien: Erstere überdecken primär Gerüche (z. B. Duftstoffe), absorbieren den Schweiss (z. B. Talk) oder zerstören Bakterien (etwa Alkohol).
Antitranspirantien hingegen regulieren massgeblich die Schweissmenge an den behandelten Stellen (meist Achselhöhlen, Handflächen und Fusssohlen) und wirken geruchsneutralisierend. Ist bei der Anwendung von Antitranspirantien Vorsicht geboten, zumal das Schwitzen ein natürliches Phänomen ist? Ganz und gar nicht, denn von den Millionen Schweissdrüsen am ganzen Körper dürfen ruhig einige blockiert werden.
Ein interessanter Wirkmechanismus
Es gibt zahlreiche Antitranspirantien, darunter auch eine auf verschiedene Bedürfnisse abgestimmte Produktelinie. Ihr Aktivwirkstoff reagiert mit dem im Schweiss enthaltenen Wasser und zieht die Poren zusammen. So wird verhindert, dass der Schweiss an die Hautoberfläche tritt. Neben dem Schwitzen wird dadurch auch die Geruchsbildung stark reduziert. Erst nach einigen Tagen, wenn sich die Haut durch das natürliche Abstossen der Hautzellen erneuert, lässt die Wirkung nach.
Daher wirken diese Produkte mit nur einer Anwendung 2 bis 5 Tage lang. Für eine optimale Wirksamkeit werden Antitranspirantien vor dem Zubettgehen aufgetragen. Am nächsten Morgen werden die behandelten Körperstellen mit
Wasser und Seife gewaschen. Die oben erwähnte Produktelinie unten enthält einen pflegenden und befeuchtenden Wirkstoffkomplex, der Irritationen vorbeugt. Zudem ist sie frei von Farbund Duftstoffen sowie Konservierungsmitteln.
Erkrankungen, welche die Ursache einer sekundären Hyperhidrose sein können, sind in der nachfolgenden Tabelle aufgeführt. Falls der Verdacht auf eine dieser Diagnosen besteht, ist eine biologische Bilanz oder eine Konsultation eines Spezialisten oder einer Spezialistin wichtig und zwingend.
Nicht abschliessende Liste der Ursachen einer sekundären Hyperhidrose
Medikamentöse Ursache
- Antidepressiva, Antipsychotika, Anxiolytika
- Cholinerge Agonisten
- Antiemetika
- Opiate
- Antipyretika
- Onkologika
Endokrine Ursachen
- Diabetes
- Thyreopathien
- Hypopituitarismus
- Phäochromozytom
- Paraneoplasie
- Akromegalie
Neurologische Ursachen
- Periphere Neuropathie
- Parkinson-Krankheit
- Querschnittlähmung
- Schlaganfall
- Chiari-Malformation
- Frey-Syndrom
- Thoracic-outlet-Syndrom
- Kompensatorische Hyperhidrose (nach Sympathektomie)
Tumorbedingte Ursachen
- Lymphome
- Myeloproliferative Erkrankungen
- Lungenkarzinom
- Weitere Krebsarten
Infektiöse Ursachen
- Tuberkulose
- HIV
- Endokarditis
Hormonelle Ursachen
- Menopause
- Schwangerschaft
Toxische Ursachen
- Substanzmissbrauch (OH, Kokain, Opiate)
Psychiatrische Ursachen
- Angststörung
Quellen: revmed.ch
Drs Sébastien Menziger et Sandrine Quenan (Rev Med Suisse 2017 ; 13 :710-4)
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