Schlaflosigkeit Ade!

Zwei Drittel der Schlaflosen haben Einschlafschwierigkeiten, die anderen klagen über einen unruhigen Schlaf oder verfrühtes Erwachen. Die Ursachen gelegentlicher oder vorübergehender Schlaflosigkeit sind zahlreich: Stress, Sorgen, Liebeskummer, Prüfungen, Reisen usw. Doch dauert die Schlaflosigkeit länger als zwei bis drei Wochen, wird sie chronisch. Eine solche kann ernsthafte psychische oder psychiatrische Ursachen haben.

Ganz generell hilft gegen Schlaflosigkeit in erster Linie eine gesunde Lebensweise mit Ausgleichssport, Entspannung und Rücksicht auf die körpereigenen Rhythmen. Auch die Ernährung spielt dabei eine wichtige Rolle. So empfiehlt die Orthomolekularmedizin – oder Ernährungstherapie – verschiedene „Schlafsubstanzen“. Diese sind in unseren Nahrungsmitteln enthalten, und ein Mange1 kann zu Schlafstörungen führen oder diese verschlimmern.

Die Rolle des Serotonins

Unser Schlaf wird vom Serotonin gesteuert, einer vom Gehirn aus dem Tryptophan hergestellten Substanz. Tryptophan ist eine essentielle Aminosäure, die unser Körper der Nahrung entnehmen muss, weil er sie nicht selber herstellen kann. Der Serotoningehalt in unserem Gehirn ist also von der Menge des über die Nahrung aufgenommenen Tryptophans abhängig.

Wie alle essentiellen Aminosäuren ist Tryptophan in tierischen Eiweissprodukten enthalten, wobei die Milch die beste Lieferantin ist. Allzu eiweissreiche Kost vermindert jedoch die Umlaufgeschwindigkeit des Tryptophans im Blut, weil die übrigen essentiellen Aminosäuren mit ihm konkurrenzieren. Ein kohlenhydratreiches Abendessen fordert hingegen den Transport in der Blutbahn und somit auch die Nutzung im Gehirn.

Goldene Regeln für einen guten Schlaf

Daraus lassen sich folgende Schlüsse ziehen:

  • Kohlenhydratarme Diäten (ohne Brot, Teigwaren, Kartoffeln usw.) können sich negativ auf den Schlaf auswirken.
  • Bei Trennkost sollten die Eiweisse am Mittag, die Kohlenhydrate am Abend vermehrt werden.
  • Das ideale Abendessen ist fettarm (Fette liegen schwer auf und wirken schlafbehindernd), enthalt mässig Eiweiss (Tryptophanlieferant) und vie1 Kohlenhydrate (fordern die Umsetzung des Tryptophans).
  • Menschen mit Schlafstörungen sollten am Abend unbedingt auf sämtlich Reizstoffe (Koffein, Nikotin) verzichten. Der Abbau des in nur einer Tasse Kaffee oder einer Dose Cola enthaltenen Koffeins dauert mindestens sechs bis acht Stunden! Auch sollte man eine Stunde vor dem Zubettgehen nicht mehr rauchen.
  • Zu den schlaffördernden Substanzen gehören Vitamin B6, Magnesium und Kalzium. Die ersten beiden sind an der Serotoninsynthese massgeblich beteiligt. Magnesium und Kalzium wirken sich ausserdem günstig auf die Muskel- und Nervenentspannung aus. Bei Schlafstörungen sind deshalb die rezeptfrei erhältlichen Kuren mit diesen Substanzen sehr hilfreich.
  • Sehr empfehlenswert als Ergänzung mg ist auch Dolomit, ein natürlichen Kalksand, der extrem reich an Magnesium und Kalzium ist. Beide Mineralien sind darin in der idealen Proportion – nämlich 2:l – enthalten, was ihre Aufnahme durch den Organismus erleichtert. 500 mg Dolomit enthalten 108 mg Kalzium und 66 mg Magnesium. Die geschmacklich neutralen, ja angenehmen Tabletten können gekaut oder ganz geschluckt werden und bilden in jedem Alter einen idealen Nahrungszusatz.
  • Milch – vorzugsweise mit Honig gesüsst – ist extrem reich an Tryptophan und Kalzium und verdient ihren Ruf als Schlafhilfe zu Recht.
  • Sehr reich an Tryptophan, Kohlenhydraten, Magnesium und Kalzium ist weiter die Dattel. Auch sie wirkt hervorragend bei Schlafstörungen.

Zur Einnahme eines Schlafmittels sollte man sich nur dann entschliessen, wenn diese Bemühungen zur Verbesserung der Ess- und Lebensgewohnheiten sowie der Einsatz obengenannter „Schlafsubstanzen“ wirkungslos geblieben sind. Dabei ist Präparaten auf pflanzlicher Basis (Baldrian, Hopfen, Lavendel usw.) der Vorzug zu geben. Sie führen in keiner Weise zu einer Gewöhnung oder zu Kater und wirken auch nicht aufputschend. Unter den synthetisch hergestellten Schlafmitteln ist insbesondere Diphenhydramin, ein Antihistaminikum, zu nennen. Dieses ist ohne Rezept erhältlich, gut verträglich und für Missbrauch ungeeignet.

Auch in der Homöopathie stehen bei Schlafstörungen zahlreiche Mittel zur Verfügung. Hier einige Beispiele: bei Einschlafstörungen, die auf freudige Erregung oder übermässigen Kaffeegenuss zurückzuführen sind, ist Coffea zu empfehlen. Ignatia ist bei Besorgnis oder Kummer angezeigt, Gelsemium nach einer schlechten Botschaft. Rhus toxicodendron ist die richtige Wahl bei Schlaflosigkeit nach einer schweren körperlichen Anstrengung, Kali phosphoricum nach geistigen Hochleistungen. Arsenicum album eignet sich bei unruhigen, nervösen Personen, die regelmässig zwischen ein und drei Uhr früh erwachen. Thuja hilft bei Durchschlafschwierigkeiten mit Alpträumen und frühzeitigem Erwachen gegen vier Uhr morgens. Die empfohlene Dosierung beträgt 5 Kügelchen in der Potenzierung 9 CH.

Ergänzend lässt sich chronische Schlaflosigkeit weiter mit Spurenelementen (Lithium oder aber Kupfer, Gold und Silber kombiniert), einer Edelsteintherapie (Rhodonit D8 in Ampullenform) oder einer Organtherapie (Bulbinum 9 CH in Zäpfchenform) behandeln. Eine Schlafmittelentwöhnung schliesslich kann durch die Isotherapie des betreffenden Medikamentes unterstützt werden, das heisst durch die begleitende Einnahme der entsprechenden Substanz in unendlich geringen Verdünnungen.

Rund ein Drittel unseres Lebens bringen wir „in Morpheus’ Armen“ zu. Dies dürfte Grund genug sein, alles zu unternehmen, damit unser Schlaf auch rundherum erholsam ist.

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Rita Ducret-Costa
Chefredakteurin von vitamag®, Pharmazeutin mit Abschluss an der Universität von Bologna, Ernährungswissenschaftlerin und Homöopathin.

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