Ist Ihre Notfallapotheke griffbereit?

    Die Haut, Garant unserer körperlichen Unversehrtheit, ist täglich verschiedensten strapazierenden Umwelteinflüssen ausgesetzt: Sonne, Insektenstiche, Pflanzenstacheln, Verbrennungen, Schürfungen. und unzahligen gefährlichen Objekten, mit denen wir im Alltag hantieren. Bei dieser starken Beanspruchung sind Verletzungen unterschiedlichsten Ausmasses unvermeidlich. Oft müssen diese rasch versorgt werden, weshalb eine gut ausgerüstete Notfallapotheke wichtig ist.

    Risikosituationen

    Selbstbehandlungen beschranken sich natürlich auf harmlosere Verletzungen wie Schnitte, oberflachliche Verbrennungen, Blasen, Schwellungen oder Schrammen – auf kleine Wehwehchen also, die uns vorübergehend das Leben schwer machen können. Ambitionierte Sporttreibende sind davon ebenso betroffen wie Wanderer oder Mütter.

    Einfache Handgriffe

    Bei Verbrennungen hangt die geeignete Sofortmassnahme davon ab, wie tief und wie gross die Verletzung ist. Kleinflachige Verbrennungen ersten oder zweiten Grades (Rötung, Schmerz, manchmal Blasen) müssen gekühlt, gereinigt und mit einer Salbenkompresse versorgt werden. Verbrennungen dritten Grades (tief, aber nicht schmerzhaft) sind gut abzudecken und dann einer Fachperson zu zeigen.

    Eine oberflachliche Wunde wird gereinigt und desinfiziert. Danach wird ein klassisches Wundpflaster angebracht (Wundkissen aus Schaumstoff oder Vlies). Tagliches Wechseln stellt sicher, dass eine Infektion früh bemerkt wird. In gewissen Fallen ist ein Wundverband nach dem Prinzip einer zweiten Haut die beste Lösung. Ein solcher Verband besteht aus einer ersten, hydrophilen Schicht (Pektin und/oder Gelatine und/oder Carboxymethylcellulose und/oder Polyisobutylen), welche im Kontakt mit der von der Wunde eventuell abgegebenen Feuchtigkeit ein Schutzgel bildet. Eine zweite, nicht zwingend vorhandene Schicht besteht aus Polyester. Den äusseren Abschluss bildet ein Polyurethan-Film. Diese spezifische Struktur besitzt Eigenschaften, welche die Wundheilung fördern: undurchlassig für Wasser und Bakterien, nicht aber für Gase, ein leicht saurer pH-Wert, welcher die Vermehrung von Keimen ver-hindert, und eine Warmeregulation, welche die Wunde feucht halt. Dieser Verband bleibt bis zur Wundheilung – also einige Tage – angelegt und fallt dann von selbst ab.

    Die richtige Grundausstattung

    Ob Wunden wirklich schnell versorgt werden können, hangt davon ab, ob zu Hause, im Auto, im Rucksack oder beim Sport das entsprechende Material griffbereit ist: ein Desinfektionsmittel, sterile Kompressen, elastische Binden, Verbande, die mit Klebbandern befestigt werden können, um ein schmerzendes Glied ruhig zu stellen, eine Rettungsdecke, eine Trinkflasche usw. Apotheken bieten eine grosse Auswahl an Notfallapo-theken in zahlreichen Grössen und für verschiedenste Bedürfnisse an: Verpackt in Beutel, Etuis oder Gürteltaschen, finden sie überall im Alltag Platz. Diese besonders nützlichen Sets haben häufig ein Zusatzabteil, das individuell mit einem Schmerzmittel, einer warmenden Creme, Desinfektionstropfen oder einem Mückenschutzmittel gefüllt werden kann.

    Spezialfall Blasen

    Blasen entstehen durch Druck und Reibung an der Haut, durch die sich Epidermis und Dermis erhitzen und trennen, worauf im Innern der Blase oder Blaschen ein Exsudat freigesetzt wird. Die geeignete Pflege sieht je nach Stadium der Verletzung – Rötung, intakte Blase, offene Blase – unterschiedlich aus. Die wichtigste Praventionsmassnahme besteht darin, Dauer und Rhythmus der Aktivitat seinen Voraussetzungen und dem Material anzupassen: Haufig mit Schmerzen verbunden sind die Kombinationen neue Schuhe/lange Wanderung, Racket/Gelegenheitssportler, Werkzeuggriff/unerfahrener Heimwerker. Nützlich sind praktische Ideen wie Anti-Blasen-Socken (ohne Nahte) oder eine Nummer zu grosse Sportschuhe (der Fuss schwillt bei Anstrengungen an).

    Genügt dies nicht, ist die Haut aber erst gerötet und schmerzt, kann ein Hydrokolloid-Pflaster, das wie oben erwahnt nach dem Prinzip einer zweiten Haut funktioniert, die Entstehung von Blasen oft abwenden. Weil das Pflaster elastisch ist, lasst es sich auch an schwierigen Stellen gut anbringen. Damit es optimal haftet, sollte die Haut sauber und trocken sein (in Alkohol getrankte Watte zum «Entfetten» der betroffenen Stelle verwenden).

    Hat sich bereits eine Blase gebildet, sollte sie nicht geöffnet werden, da die enthaltene sterile Flüssigkeit Infektionen fernhalt, die Dermis vor Reibung schützt und die Wundheilung fördert. Auch in diesem Fall wird die betroffene Stelle am besten mit einem Hydrokolloid-Verband bedeckt, damit das Aufplatzen vermieden werden kann. Sollte die Blase dennoch platzen, bilden die Hydrokolloide im Kontakt mit der austretenden Flüssigkeit ein Schutzgel. Ist die Blase voluminös, hilft ein Pflaster mit einer Vertiefung in der Mitte, den Druck auf den Aussenbereich der Blase zu verlagern. Unbedingt abzuraten ist von der haufigen Praxis, mit einer Nadel einen Faden in die Blase zu ziehen.

    Eine offene Blase schliesslich wird wie eine offene Wunde behandelt (siehe oben).

    Entwicklung beobachten

    Um Infektionen zu vermeiden, sollte der Heilungsprozess überwacht werden. Beim Aussickern eitriger Flüssigkeit, verbunden mit einer Anschwellung und stechendem Schmerz, ist auf Hydrokolloid-Pflaster zu verzichten. In diesem Fall helfen antibiotikahaltige Salben oder Salbenkompressen. Der Verband wird dann jeden zweiten Tag gewechselt.

    Weshalb ein Hydrokolloid-Pflaster?

    • Zweite Haut, die wirksam gegen mechanische Einwirkungen ist.
    • Wirksamer Schutzfilm gegen Bakterien.
    • Elastische Struktur für schwierige Stellen.
    • Wasserundurchlassig, womit die Wunde sogar beim Duschen vor Nasse geschützt ist.
    • Geruchlose und normalerweise einmalige Anwendung, da das Pflaster einige Tage halt.
    • Transparent und damit unauffallig.

    Bei gewissen Personen ist die Wahrscheinlichkeit einer langsamen Wundheilung grösser, zum Beispiel bei Diabetikern oder Patienten, die überlängere Zeit Kortikoide einnehmen. Diese sollten dem Heilungsverlauf besondere Aufmerksamkeit schenken und sich im Falle einer Infektion arztlich untersuchen lassen. Falls die Infektion länger anhalt, gilt dies auch bei allen übrigen Personen.