Internationaler Tag der Taubblindheit: Wenn Hören und Sehen stark beeinträchtigt sind

Eine Person ist taubblind, wenn sie gleichzeitig erheblichhör- und sehgeschädigt ist. Es handelt sich um eine Behinderungsform, über die die Öffentlichkeit und selbst einige Gesundheitsfachleute immer noch wenig wissen. In der Schweiz leben jedoch mindestens 10’000 hörsehbehinderte oder taubblinde Menschen. Soziale Isolation ist die primäre Auswirkung dieser Behinderung, die zu einem grossen Teil Menschen ab 65 Jahren betrifft. Um auf dieses Thema aufmerksam zu machen, organisiert der Schweizerische Zentralverein für das Blindenwesen (SZBLIND) im Rahmen des Internationalen Tages der Taubblindheit am 27. Juni 2018 zwei Veranstaltungen in der Schweiz, in St. Gallen und Lausanne.

Sehen und Hören sind für die meisten Menschen etwas Selbstverständliches. Weniger selbstverständlich ist diese Fähigkeit für die mehr als 10’000 hörsehbehinderten oder taubblinden Menschen in der Schweiz. Bei der Taubblindheit handelt es sich um eine spezifische Behinderung und nicht bloss um die Summe zweier Behinderungen. Eine sehbehinderte oder blinde Person kann ihre abnehmende Sehkraft oder den Sehkraftverlust durch das Hören kompensieren, eine hörbehinderte oder gehörlose Person kompensiert über das Sehen. Im Falle einer Taubblindheit ist die Möglichkeit für eine solche Kompensation hingegen nicht mehr gegeben. Die Kommunikation mit anderen Menschen, die Orientierung, die eigene Mobilität sowie die gesellschaftliche Integration oder der Zugang zu Information und damit die Bewältigung des Alltags werden für die Betroffenen besonders schwierig. Am kommenden 27. Juni wird in St. Gallen und Lausanne anlässlich des Internationalen Tages der Taubblindheit auf die für diese Menschen bestehenden Hürden eingegangen. Matthias Hüppi, Präsident des FC St. Gallen, hat aus Solidarität zu diesen Menschen erfreulicherweise das Patronat für den Anlass in St. Gallen übernommen.

Gemäss der Studie zur Lebenslage hörsehbehinderter und taubblinder Menschen in der Schweiz (HfH Zürich, SZB, 2011), gibt es verschiedene Ursachen für diese Behinderung. Über 200 Personen wurden taubblind geboren, rund 400 sind vom Usher-Syndrom betroffen, und die übrigen mehr als 10’000 Betroffenen sind über 65 Jahre alt und leiden unter einem altersbedingten starken Seh- und Hörkraftverlust. Die Studie weist ferner darauf hin, dass basierend auf dem Zahlenmaterial anderer europäischer Länder möglicherweise gar über 200’000 Menschen betroffen sind.

Hürden im Alltag

Hörsehbehinderte oder taubblinde Menschen sind mit Schwierigkeiten bei der Kommunikation, der Mobilität oder beim Zugang zu Information konfrontiert. Bezüglich der Kommunikation gibt es verschiedene spezifische Methoden, die sich je nach Zeitpunkt des Beginns der Behinderung oder der Ausprägung der Taubblindheit unterscheiden. So ist es oft noch möglich, in einer ruhigen Umgebung mündlich und klar zu kommunizieren. Einige Personen bedienen sich dabei der Gebärdensprache, gewisser Gesten oder des Lormens (bei diesem Alphabet werden die Buchstaben durch Berührungspunkte in der Handfläche dargestellt). Es gibt zwar zahlreiche Hilfsmittel, dennoch ist oft die Unterstützung einer Drittperson notwendig, um den Menschen Mobilität, Zugang zu Information und somit eine Teilnahme am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen.

Sensibilisierung der Öffentlichkeit

Die zahlreichen Hürden sind insbesondere einem fehlenden Verständnis von Seiten des Umfelds und der Öffentlichkeit für die Situation zuzuschreiben. Darüber hinaus ist Taubblindheit nicht wirklich sichtbar und deshalb schwierig zu erkennen. Nebst dem Beratungs- und Unterstützungsangebot für taubblinde Personen ermöglicht es der SZBLIND dem Umfeld von Betroffenen, sich zu informieren, um so einige Regeln zu erlernen, die den Kontakt mit taubblinden oder hörsehbehinderten Menschen erleichtern können.

Das Älterwerden

In fortgeschrittenem Alter ist es ganz normal, dass Hör- und Sehkraft nachlassen. Einige Menschen sind davon aber stärker betroffen, weil zum Beispiel ein grauer Star oder eine altersbedingte Makuladegeneration vorliegen. Weil sie grosse Einschränkungen des Sehens und Hörens erleben, können Tausende von SeniorInnen nicht mehr an Gesprächen teilnehmen, erhalten nicht die Informationen oder die Unterstützung, die sie benötigen würden, wagen es kaum noch, ihre eigenen vier Wände zu verlassen, können nicht mehr Lesen und werden aufgrund des abnehmenden Sehens und Hörens physisch und sozial immer stärker isoliert. Damit sich das Wohlbefinden und die Lebensqualität der betroffenen betagten Menschen verbessert, ist es notwendig, das Umfeld und Fachpersonen für diese Behinderung zu sensibilisieren.

 

Internationaler Tag der Taubblindheit in St. Gallen

«Bewegen heisst erfahren»

Am kommenden 27. Juni organisiert der Schweizerische Zentralverein für das Blindenwesen (SZBLIND) anlässlich des Internationalen Tages der Taubblindheit in St. Gallen eine Veranstaltung, mit der die Öffentlichkeit für die Bedürfnisse hörsehbehinderter oder taubblinder Menschen sensibilisiert werden soll.

Programm: Tanzaufführungen zum Thema Taubblindheit der Tanzgruppe fab five (Balettschule Rossetti), Das Publikum erhält auch die Möglichkeit, Taubblindheit durch Tanzen mit verbundenen Augen und Ohrenschützern zu erfahren.

Ort: Brunnen in der Marktgasse, St. Gallen

Zeit: 10.00 – 15.00 Uhr, mit Tanzaufführungen von 11.30 – 13.30 Uhr

Weitere Informationen auf: www.szb.ch und Facebook www.facebook.com/events/475256542891082/

 

Quelle: Der Schweizerischer Zentralverein für das Blindenwesen (SZBLIND)

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