Immunsystem: Aufrüsten für den Winter!

Wir leben in einer vernetzten Welt, in der eine grenzenlose Mobilität und ein rasantes Bevölkerungswachstum der Ausbreitung von Infektionskrankheiten Tür und Tor öffnen. Auch körperlicher und psychischer Stress, die Geisseln der westlichen Welt, unterminieren unsere Immunabwehr und versuchen uns in die Knie zu zwingen. Da bleibt uns nichts anderes übrig, als Gegenwehr zu leisten!

Das Immunsystem und seine Truppen

Unsere wichtigsten Abwehrkräfte sind physische Barrieren wie die Haut oder die Atem- und die Verdauungsschleimhaut. Diese Schutzwälle können durch physikalisch-chemische, aber auch durch bakterielle oder virale Substanzen abgebaut und durchlöchert werden. Entsprechende Angriffe werden jedoch sofort durch Gewebezellen registriert, die als eine Art Wachsoldaten fungieren. Bei einem Kontakt mit Eindringlingen setzen diese sogenannten Mastzellen oder Mastozyten im Rahmen einer Degranulation Entzündungsmediatoren
frei (die eine Entzündungsreaktion auslösen), während die Makrophagen Entzündungsmodulatoren produzieren (welche diese Entzündung regulieren): Die Abwehrschlacht ist lanciert!

In dieser ersten Etappe werden somit zirkulierende Immunzellen aufgerufen, sogenannte neutrophile Granulozyten und Monozyten, die flugs zum Infektionsort eilen. Dort identifizieren sie den Feind mittels spezifischer Antikörper, die durch B-Lymphozyten hergestellt werden. Chemotaktisch angelockte «Reinigungszellen» (Neutrophile und in Makrophagen umgewandelte Monozyten) docken an die Krankheitserreger an, setzen die unliebsamen Gäste durch Phagozytose ausser Gefecht oder töten sie mit mikrobiziden und zytotoxischen Substanzen ab … und bald ist der Krieg gewonnen!

Immunstimulierende Wirkstoffe

Diese stark vereinfachte Darstellung vermittelt uns eine Idee davon, wo wir ansetzen können, wenn wir unsere Immunantwort stärken wollen. Häufig spielen Vitamine eine Schlüsselrolle.

Dies gilt für das Vitamin C, dessen Wirkmechanismus heute recht gut bekannt ist. Das Vitamin stimuliert die Neutrophilen und verbessert dabei namentlich die Phagozytose-Aktivität sowie die Herstellung von reaktiven Sauerstoff-Spezies (ROS) zur Abtötung von Eindringlingen.

Vitamin D ist an der Reifung von Lymphozyten, an der Bereitstellung von antiinfektiösen Peptiden und an der Phagozytose beteiligt. Eine Nahrungsergänzung im Winter kann die Anfälligkeit für grippale Infekte deutlich reduzieren.

Welchen Beitrag können Spurenelemente leisten? Auch sie sind von Nutzen, allen voran Zink. Es fördert nicht nur die Unversehrtheit der Haut-Schleimhaut-Barriere, sondern auch zahlreiche enzymatische Reaktionen bei der Immunantwort. Auch ist es an der Reifung der Lymphozyten beteiligt. Allerdings sollte Zink nur kurzfristig hoch (= 75 mg) dosiert werden (z.B. bei akuter Erkältung), da sonst die Chemotaxis der Neutrophilen und der Makrophagen gehemmt werden könnte.

Selen steht dem Zink in nichts nach, da seine antioxidative Wirkung (Aktivierung der Glutathionperoxidase) wesentlich zum Schutz der Phagozyten beiträgt.

Diese vier Begleiter können uns auf unserer Reise durch den Winter beistehen.

Der Sonderfall Beta-Glucane

Diese Polysaccharide bestehen ausschliesslich aus D-Glucose-Molekülen. Diese Zuckerarten kommen natürlicherweise in Kleie und in der Zellwand von Backhefe (Saccharomyces cerevisiae) vor.

Im Hinblick auf die Immunität verdient von den zahlreichen Glucanen vor allem eines unsere Aufmerksamkeit: Beta-1,3-Glucan aus Hefe, das von den Oberflächenrezeptoren der Makrophagen als «Krankheitserreger» erkannt wird, wodurch das Immunsystem etwas mehr in «Alarmbereitschaft» versetzt wird, indem es die Phagozytose und die Produktion von Immunmodulatoren ankurbelt.

Verwendungszwecke gibt es zahlreiche, beispielsweise zur Verringerung des Erkältungsrisikios oder der Schwere von Erkältungen, auch bei Erwachsenen mit intensiver körperlicher Betätigung, etwa im Sport, da dies die Abwehrkraft schwächen kann.

Zusammen mit den bereits erwähnten Spurenelementen kann das Hefe-Beta-Glucan auch Kindern oder älteren Menschen bei Müdigkeit und einem anfälligen Immunsystem empfohlen werden.

 

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Yeast-derived β-1,3/1,6 glucan, upper respiratory tract infection and innate immunity in older adults

Fuller R, Moore MV, Lewith G, Stuart BL, Ormiston RV, Fisk HL, Noakes PS, Calder PC.

Nutrition. 2017 Jul – Aug;39-40:30-35. doi: 10.1016/j.nut.2017.03.003. Epub 2017 Mar 23.

 

Abstract

OBJECTIVE:

The aims of this study were to test whether yeast-derived β-1,3/1,6 glucan can prevent the occurrence or reduce the severity of upper respiratory tract infection (URTI) and modulate innate immune responses during winter months in community-dwelling older adults.

METHODS:

This was a double-blind placebo-controlled trial of community-dwelling adults ages 50 to 70 y randomized to once-daily β-1,3/1,6 glucan (Wellmune 250 mg/d; n = 50) or identical placebo capsule (n = 50) over 90 d during winter. URTI episodes were medically confirmed. Symptom severity was recorded via self-reported daily Wisconsin Upper Respiratory Tract Infection Score 21. Blood and saliva samples were collected at days 0, 45, and 90 for measurements of innate immune parameters.

RESULTS:

Forty-nine participants completed the trial in each group. Supplementation was well tolerated. Forty-five URTIs were confirmed: 28 in the placebo group and 17 in the Wellmune group (odds ratio, 0.55; 95% confidence interval, 0.24-1.26; P = 0.149). There was a strong trend for Wellmune to decrease the number of symptom days (P = 0.067). Symptom severity did not differ significantly between groups. Compared with the placebo group, lipopolysaccharide-stimulated blood from participants in the Wellmune group showed an increase in interferon-γ concentration from baseline at day 45 (P = 0.016) and smaller decreases in monokine induced by interferon-γ concentration from baseline at days 45 and 90 (P = 0.032 and 0.046, respectively). No difference was seen in serum or nonstimulated blood cytokines and chemokines or in salivary immunoglobulin A.

CONCLUSION:

Daily oral β-1,3/1,6 glucan may protect against URTIs and reduce the duration of URTI symptoms in older individuals once infected. This may be linked to effects on innate immune function. Larger studies are needed to confirm the benefits of β-1,3/1,6 glucan on URTIs in this older population.

Source: www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/28606567

 

 

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