Gesund mit Lungenkrebs

Die Weltgesundheitsorganisation definiert die Gesundheit als Fehlen physischer und psychischer Beschwerden und einer guten sozialen Integration. Das ist, was auch die Onkologen in der Therapie des heimtückischen Lungenkrebs anstreben: «Mit der Behandlung wollen wir erreichen, dass der Patient nichts mehr von seiner Erkrankung spürt. Denn wenn der Lungenkrebs keine Beschwerden mehr verursacht, fühlt sich der Patient gesund, auch wenn er Krebszellen ins sich trägt», erklärt Professor Betticher den Grundsatz der Behandlung.

Den Tumor in Schach halten

Lungenkrebs ist die Krebserkrankung, welche in der Schweiz die meisten Todesopfer fordert. Der wichtigste Risikofaktor ist das Rauchen: «Würde ab morgen weltweit ein Rauchverbot eingeführt, würden in 10 Jahren 14 mal weniger Leute an Lungenkrebs sterben», bestätigt Professor Betticher. Rund 80% aller Lungenkrebspatienten sind vom nicht-kleinzelligen Lungenkrebs betroffen. Vielfach hat der Tumor schon Ableger (Metastasen) gebildet, wenn er entdeckt wird. Eine Operation, welche die bösartigen Krebszellen vollständig aus dem Körper entfernt, ist in diesem Stadium nicht mehr möglich. Dann gilt es, den Krebs in Schach und die Lebensqualität der Betroffenen möglichst hoch zu halten.

Tumor und Lebensqualität im Gleichgewicht halten

Professor Daniel Betticher spricht in diesem Zusammenhang von einer so genannten Erhaltungstherapie: «Bei dieser «vorbeugenden Therapie» warten wir nicht wie früher, bis der Tumor erneut Beschwerden auslöst. Vielmehr setzen wir 4-8 Wochen nach der Chemotherapie, wenn sich die Patienten bereits etwas erholen und das Spital für eine gewisse Zeit vergessen konnten, Medikamente ein, die das Krebswachstum gezielt bremsen. Damit verhindern wir, dass der Tumor weiter wächst, verpassen ihm also eine Art «Schlafmittel». Wichtig ist, dass diese Medikamente gut toleriert werden, also kaum Nebenwirkungen verursachen, um nicht das Gleichgewicht zwischen Tumorwachstum und Lebensqualität zu stören.

Den Krebs besser verstehen lernen

Speziell behandelt werden Patienten, die einen Genschaden wie die EGFR-Mutation aufweisen. «Davon sind rund 15% aller Lungenkrebspatienten mit Adenokarzinom, einer häufigen Histologie, betroffen, und zwar vorwiegend Frauen und Nichtraucher», erklärt Professor Betticher. «Diese werden gar nicht erst einer Chemotherapie unterzogen, sondern erhalten direkt Medikamente, die das Krebswachstum bremsen. Denn aus Forschungsergebnissen wissen wir, dass diese Patienten sehr gut auf solche zielgerichteten Therapien ansprechen.» Hierzu läuft zurzeit schweizweit auch eine Studie, die von der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für klinische Krebsforschung (SAKK) unterstützt wird. Solche Studien ermöglichen, dass Patienten von Medikamenten profitieren, die bisher in der Schweiz für die Behandlung von Lungenkrebs noch nicht zugelassen wurden. «Die Patienten geniessen dadurch eine hohe Qualitätssicherheit und wir Onkologen gewinnen neue Erkenntnisse und lernen, den Krebs besser zu verstehen. Dies gibt wiederum unseren Patienten neue Hoffnung, Hoffnung auf ein beschwerdefreies Leben», schliesst Professor Betticher.

Professor Daniel Betticher, Onkologe, ist Chefarzt an der Medizinischen Klinik des HFR Freiburg, Kantonsspital und u.a. Mitglied des Ärztekomitees des Lung Cancer Awareness Month 2010. Mit öffentlichen Vorträgen, Artikeln und Aktionen in der ganzen Schweiz setzt sich das Komitee im Monat November für mehr Aufmerksamkeit für Lungenkrebs ein und engagiert sich dafür, dass über Lungenkrebs mehr geforscht und neue Therapien angewendet werden. Mehr Informationen und Bilder über den Lung Cancer Awareness Month sowie das Engagement des Ärztekomitees sind zu finden unter: www.forum-lungenkrebs.ch

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