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«Eine gute Beratung mindert die Abbruchrate»

Zürich, 28. Juli 2011 – Die Experten zeigten auf, dass eine umfassende und strukturierte kontrazeptive Beratung essenziell ist – dabei müssen drei Variablen aufeinander abgestimmt  werden: das Kontrazeptivum, das persönliche sowie das klinische Profil der Patientin. Dieses Beratungskonzept wird auch als „kontrazeptives Dreieck“¹ bezeichnet. Zentral ist, die kontrazeptive Entscheidung nicht alleine, sondern gemeinsam mit der Patientin zu treffen („shared decision making“). Dabei legen sowohl Prof. Bitzer als auch PD Dr. Merki grossen Wert auf das emotionale Element: „Die Patientin muss sich in der Beratungssituation wohl fühlen. Unsere Aufgabe als Arzt ist es, eine Vertrauensbasis zu schaffen und die Frau zu ermuntern, ihre Ziele, Wünsche, Ängste und Werte offen auszudrücken.“ Aus ihrer Beratungspraxis wissen sie, dass sich Frauen eine Kontrazeption wünschen, die sie zu 100% vor einer Schwangerschaft schützt, eine angstfreie, ungestörte Sexualität erlaubt, keine gesundheitlichen Risiken mit sich bringt, keine Gewichtszunahme zur Folge hat und an welche sie nicht täglich denken müssen.

Gemeinsame Entscheidungsfindung

Ebenso wichtig ist es, der Frau nichts vorzumachen, sondern Risiko und Nutzen einer Methode gleichzeitig zu benennen. Dies führte Prof. Bitzer denn auch zur Frage in die Runde: „Hand aufs Herz – sind Sie allen Methoden gegenüber gleich aufgeschlossen?“ Dabei kristallisierte sich heraus, dass es bei aller Objektivität doch auch individuelle Einschätzungen der verschiedenen Kontrazeptiva gibt. So äusserte sich eine Ärztin dahingehend, dass der Verhütungsring sicher nicht für ganz junge Frauen geeig net sei, da diese noch nicht ein so gutes Körpergefühl hätten und aus rein anatomischen Gründen eine Hemmschwelle bestehe. Gleichzeitig werde er aber wiederum von etwas erfahreneren Frauen geschätzt, falle doch beispielsweise der tägliche Stress des Drandenkenmüssens weg. Eine andere Teilnehmerin ist eher kritisch zum Pflaster eingestellt, allerdings nicht etwa aus medizinischen sondern rein ästhetischen Gründen, wie sie betont. Im Beratungsgespräch ist es deshalb umso wichtiger, dass sich jede Frau individuell sämtliche Methoden mit ihren Vor- und Nachteilen erklären lässt und dann mit dem Arzt gemeinsam aus wählt, welche Methode die beste ist.

Ideal der möglichst objektiven Informationsvermittlung

Prof. Bitzer spricht aus Erfahrung, wenn er festhält: „Jede Frau sollte umfassend und möglichst objektiv über die verfügbaren Methoden informiert werden – selbstverständlich kann dies in einer zeitlich begrenzten Konsultation mitunter eine grosse Herausforderung sein.“ Ebenso klar ist, dass die Informationsvermittlung trotz allem beschränkt ist und das, was bei der Patientin schlussendlich hängenbleibt, auch nicht zu 100% beeinflusst werden kann. Gemäss dem Motto „Keep it simple“ kann der Arzt es der Patientin aber möglichst einfach machen, die für sie richtige Entscheidung zu treffen. Insbesondere für anfänglich unentschlossene Frauen ist eine gründliche und klare Verhütungsberatung zentral.

Individuelles Maximum für jede Frau

Zu den erklärten Zielen einer kontrazeptiven Beratung gehören die Maximierung der kontrazeptiven Effizienz, die Minimierung gesundheitlicher Risiken, die Optimierung der Verträglichkeit, die Realisierung zusätzlicher Benefits in Bezug auf die Gesundheit und Lebensqualität sowie das Vermeiden unnötiger Kosten. Oder um es in den Worten von Prof. Bitzer auszudrücken: „Es geht darum, in der kontrazeptiven Beratung das individuelle Maximum für die jeweilige Frau herauszuholen.“ Denn Prof. Bitzer und PD Dr. Merki sind überzeugt: „Eine gute Beratung mindert die Abbruchrate.“ Der Arzt bedient sich bei seiner Beratung verschiedener Auswahlkriterien, um für jede Frau unter den vielen Möglichkeiten der Empfängnisverhütung die passende herauszufiltern. Mittels Anwendung von WHO- und psychosozialen Kriterien werden die Möglichkeiten nach dem Ausschlussverfahren soweit eingegrenzt, bis schliesslich die für die jeweilige Frau am ehesten geeignete Kontrazeption übrigbleibt. Am Schluss des Symposiums zogen die Teilnehmenden mit einer wichtigen Erkenntnis von dannen: Die systematische und gründliche Beratung hat einen signifikanten Einfluss auf die Wahl des Kontrazeptivums und kann so mithelfen, eine hohe Zufriedenheit und damit einhergehend auch eine gute Compliance zu erreichen.

 

¹Prof. Dr. Johannes Bitzer, Kontrazeption – von den Grundlagen zur Praxis, Georg Thieme Verlag, 2010, S. 29