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Ein Vierteljahrtausend Vitamin C

Obwohl der Begriff «Vitamin» erst im letzten Jahrhundert gepragt wurde (genauer 1912), ist Vitamin C als Wirkstoff der Zitrusfrüchte und Heilmittel bereits seit einem Vierteljahrtausend bekannt. Im Jahre 1754 berichtete James Lind, Arzt bei der britischen Marine, in einer Arbeit, wie er an Skorbut erkrankte Matrosen mit grossen Mengen von Orangen und Zitronen kurierte. Seither ging man davon aus, dass diese Früchte eine Substanz enthalten, die vor dieser gefürchteten Krankheit schützt und sie zu heilen vermag.

Einen guten Eindruck von der enormen Bedeutung und den vielfaltigen Funktionen der Ascorbinsaure – so die wissenschaftliche Bezeichnung des Vitamins C – gibt die Palette an Mangelerscheinungen im Falle einer Unterversorgung.

Kollagensynthese

Vitamin C spielt eine wichtige Rolle bei der Bildung von Kollagen, das als Stützsubstanz die Zellen des Bindegewebes verbindet. Bindegewebe ist Bestandteil von Knochen, Zahnen, Knorpeln, Bandern, der Wande von Blutgefassen und der Epidermis und verleiht diesen Widerstandskraft und Elastizitat. Entsprechend wirkt sich ein Vitamin-C-Mangel aus: – Entkalkung der Knochen und Zahne – Degeneration des Knorpelgewebes und damit höheres Risiko für rheumatische Beschwerden – Schwachung der Bander, Schlottergelenke und Myasthenie – Spannungsverlust der Blutgefasse, dadurch Brüchigkeit von Kapillaren und Venen, Hamatome und Zahnfleischbluten – Verlust der Geschmeidigkeit und Festigkeit der Epidermis – Verlangsamte Wundheilung.

Degenerative Erkrankungen

Ascorbinsaure ist ein wichtiges Antioxidans und hemmt die Entstehung freier Radikale, die durch oxidative Schadigung an der vorzeitigen Alterung und an der Entstehung von Arthrose, Arteriosklerose, Katarakt und sogar Krebs beteiligt sind. Die Bedeutung bei der KrebsPrävention ist ausserdem der neutralisierenden Wirkung auf Umweltgifte wie Nitrite, Pestizide und toxische Metalle zuzuschreiben.

Herz-Kreislauf-Pravention

Wie erwahnt, wirkt Vitamin C starkend auf die Gefasswande (die aus Kollagen bestehen), schützt sie vor der vorzeitigen Verhartung, verhindert die Ablagerung von Cholesterin und Fetten an den Gefassinnenwanden (Plaques) und wirkt damit praventiv auf die Entstehung der Arteriosklerose. Indem Vitamin C einerseits die Synthese des körpereigenen Cortisons aus Cholesterin und andererseits dessen Umwandlung in GallenSäuren fördert, senkt es den Cholesterinspiegel.

Infektionskrankheiten

Der günstige Einfluss von Vitamin C bei der Behandlung von Infektionen auf Grund der antibakteriellen und antiviralen Wirkung wurde klar nachgewiesen. Das Vitamin stimuliert nicht nur die Produktion der weissen Blutkörperchen (die Antikörper herstellen), sondern auch die Synthese von Interferonen, welche das Eindringen von Viren in die Zellen erschweren.

Allergien und Anamie

Vitamin C lasst sich aber auch als natürliches Antihistaminikum zur wirksamen Bekampfung allergischer Krankheiten einsetzen. Durch den günstigen Einfluss auf die Synthese von Hamoglobin und die Resorption von Eisen im Magen-Darm-Trakt wirkt es ausserdem antianamisch.

Karies und Osteoporose

Da Vitamin C die Aufnahme von Calcium im Magen-Darm-Trakt und dessen Einbau in Zahne und Knochen fördert, spielt es auch bei der Pravention von Karies und Osteoporose sowie bei der Heilung von Knochenbrüchen eine wichtige Rolle.

Müdigkeit und Stress

Ascorbinsaure wirkt anregend und steigert die Widerstandskraft, da sie an der Synthese natürlicher energiereicher Stoffe wie Carnitin und bestimmte AminoSäuren beteiligt ist. Aus diesem Grund wird häufig angenommen, dass Vitamin C in hohen Dosen zu Reizbarkeit und Schlaflosigkeit führt. Durch die Mitwirkung an der Synthese von Stresshormonen tragt dieser Stoff aber ganz im Gegenteil dazu bei, dass physische und psychische Belastungen besser bewaltigt werden, und bei langerer Einnahme kann Vitamin C sogar anxiolytisch wirken und die Qualitat des Schlafs verbessern.

Was spricht für Nahrungserganzungen?

In der Nahrung kommt Vitamin C, das beim Lagern und Kochen schnell verloren geht, fast ausschliesslich in pflanzlichen Produkten vor, insbesondere in Früchten oder frischem, rohem oder schonend gekochtem Gemüse (vor allem Kiwi, Zitrusfrüchte, Kohlarten und Peperoni). Wahrend 2 dl Orangensaft den täglichen Bedarf an Vitamin C (etwa 100 mg) unter normalen Umstanden abdecken, ist diese Dosis für Personen unzureichend, die rauchen, relativ viel und regelmässig Alkohol oder Kaffee trinken, Stress ausgesetzt sind oder intensiv Sport treiben. Infektionen, Umweltbelastung, anstrengende klimatische Bedingungen, die Einnahme von Medikamenten (Aspirin, orale Kontrazeptiva, Cortison usw.) führen ebenfalls zu hohen Verlusten an Ascorbinsaure. Auch im Rahmen einer Behandlung oder zur Pravention sind deutlich höhere Dosen erforderlich.
Manchmal wird eingewendet, dass die Nahrungserganzung mit Vitamin C zwecklos sei, da dieser wasserlösliche Stoff vom Körper nicht gespeichert werden könne. Wie ein Schwamm sich mit Wasser vollsaugt, können die Gewebe aber mit Vitamin C gesattigt werden, und bis die erforderliche Menge gedeckt ist, wird die gesamte Zufuhr zurückbehalten. Wie bereits erwahnt, ist dieser Bedarf häufig erhöht. Eindrücklich zeigt sich dies anhand des Beispiels Rauchen: Nach Linus Pauling, Begründer der Orthomolekularmedizin (Ernährungstherapie), zerstört jede Zigarette 25 mg Vitamin C, was einem Kilogramm Orangen pro Packchen Zigaretten entspricht!

Eine Nahrungserganzung mit hohen Dosen Vitamin C ist lediglich kontraindiziert bei Gicht und Calciumoxalat-Nierensteinen, da diese Substanz die Bildung von Oxalsaure beeinflusst.

Rita Ducret-Costa
Chefredakteurin von vitamag®, Pharmazeutin mit Abschluss an der Universität von Bologna, Ernährungswissenschaftlerin und Homöopathin.

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