Die Gewinner des aha!award 2010

Präventionsarbeit in Sachen Ambrosia

Mit Ambrosia rückte vor vier Jahren zum ersten Mal ein unscheinbares Ackerunkraut in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses. Mit ihm der Name Christian Bohren. Der Agronom und Unkrautspezialist der Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil (ACW) warnte früh vor den Gefahren einer Ausbreitung von Ambrosia. Das ursprünglich aus Nordamerika stammende Unkraut drohte sich via Norditalien und der Genferseeregion auch in der Schweiz breitflächig anzusiedeln – mit gravierenden Folgen für Landwirtschaft und Gesundheit. In stark verseuchten Gebieten Nordamerikas und Europas ist die weitaus häufigste Pollenallergie jene auf Ambrosia.

Mit Wissen um das enorme Ausbreitungspotential des Unkrauts auch in landwirtschaftlich genutzten Flächen, entwickelte Christian Bohren im Auftrag der Forschungsanstalt Agroscope und in Koordination mit Vertretern aus Medizin, Strassenbau, mit Behördevertretern auf Kantons- und Bundesebene Bekämpfungsstrategien. Bohren vermittelte die Ergebnisse aus Feldversuchen und seine vertieften Kenntnisse über die Pflanze in unzähligen Kursen, Fachzeitschriften und Flugblättern. Er lancierte landesweite Informationskampagnen bis hin zu Ausreiss-Aktionen. So sorgte das unscheinbare Unkraut mit dem wohlklingenden Namen vor vier Jahren für viele Schlagzeilen in der Presse, was zu einer Sensibilisierung auf breiter nationaler Front verhalf. «Vernetztes Wissen aus Botanik, Landwirtschaft und Nahrungsmittelproduktion ist für die Vorbeugung von Allergien unabdingbar», ist Agronom Christian Bohren überzeugt. Er hat dank hartnäckigem und jahrelangem Einsatz wertvolle Präventionsarbeit geleistet. Die Bekämpfungspflicht ist inzwischen in der Pflanzenschutzverordnung verankert. Eine weitere Ausbreitung von Ambrosia konnte verhindert werden.

www.agroscope.ch / www.ambrosia.ch

Foodcards für mehr Sicherheit bei Nahrungsmittelunverträglichkeiten

Einen Award erhielt Simone Graebner für ihr Projekt mit Namen DELICARDO Foodcard, welches Personen mit Nahrungsmittelallergien und -intoleranzen erhöhte Sicherheit beim Restaurantbesuch, bei Einladungen und auf Reisen bietet. Die Foodcards sind kaum grösser als Visitenkarten und enthalten individuell abgestimmte Angaben im Zusammenhang mit Nahrungsmittelunverträglichkeiten. Mehrere davon können auf einer Karte kombiniert werden. Im Rahmen einer aufwändigen Analyse entwickelte Simone Graebner eine Datenbank mit 13 Allergenen, 4 Auslösern von Intoleranzen sowie rund 300 Einzel- oder Zusatzstoffen. Die Inhalte werden unter den Rubriken «darf nicht», «kann vorkommen in» und «darf essen» eingeordnet – mit dem Ziel, den Mitarbeitenden in der Gastronomie die Problemstellung auf leicht verständliche Art zu vermitteln. Die gelernte Tourismus-Fachfrau Simone Graebner kam auf die Foodcard-Idee, nachdem bei ihr Nahrungsmittelunverträglichkeiten diagnostiziert wurden und sie die umständlichen, «peinlichen, oft stigmatisierenden Momente bei Bestellungen im Restaurant» selber durchleben musste. Für die Entwicklung des Projekts Foodcard gründete die gebürtige Kölnerin vor zwei Jahren eine eigene Firma (ENOMIS). Die Cards, welche seit letztem Jahr auch in der Schweiz vermarktet werden, können per Internet selber konfiguriert werden: in Deutsch, Englisch, Spanisch sowie in 10 verschiedenen Designs. Demnächst soll das Angebot auch in Französisch und Italienisch verfügbar sein.

www.delicardo.de / www.delicardo.com

Neurodermitis mit Mut und Humor begegnen

«Kinder mit Neurodermitis werden bereits im Kindergarten massiv ausgegrenzt», schreibt Minca Huber einleitend zu ihrem aha!award-prämierten Buchkonzept «Carmelitta Badhösi». Die Geschichte dreht sich um die 5-jährige Carmelitta, die unter starker Neurodermitis leidet und sich dazu entschliesst, nur noch Badehosen zu tragen, weil normale Kleider schrecklich beissen und auf der Haut kleben. Sie tut es unerschrocken auch am ersten Kindergartentag, womit die Probleme aber ihren Anfang nehmen. Mit den Illustrationen von Sabine Freiermuth hat die Zürcher Autorin und Journalistin Minca Huber eine humorvolle und feinfühlige Geschichte kreiert, die sich stark an ihren eigenen Erfahrungen mit Tochter Carmen orientiert. Eltern und Kindern sollen daraus Mut schöpfen, mit der Krankheit Neurodermitis so «normal» wie möglich umzugehen. Minca Huber möchte auch bei Nichtbetroffenen Verständnis, Akzeptanz und Aufklärung dort fördern, wo sie gemäss ihrer Meinung noch etwas nützt: in Spielgruppen und Kindergärten, in Eltern- und Sportvereinen, in Arztpraxen oder Spitälern.

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