Reiseimpressionen sammeln und Revue passieren lassen

Seit September 2008 konnte sich unsere Yodara nie ausruhen! Zwischen zwei Anstrichen machen wir es uns mit einer wärmenden Tasse Tee gemütlich. Während wir fasziniert den aus der Tasse aufsteigenden Dampf betrachten, kommt uns eine Frage in den Sinn: Welches ist auf einer Reise der wichtigste Gegenstand?

Ich beantworte die Frage als Erste: das Logbuch im Format A5 mit robustem Einband. Mit seinem Komplizen, dem Bleistift. Das Geräusch, das entsteht, wenn sich das Graphitpulver auf dem Papier ablagert, ist schöner als beim elegantesten Kugelschreiber. Ich notiere Fakten wie Luftdruck, Temperatur und Feuchtigkeit. Vor allem aber halte ich meine Eindrücke und Gefühle fest, die ich in meinen Rollen als Frau, Partnerin und Reisende erlebe. Ich habe mir vorgenommen, jeden Tag einen Eintrag zu machen, und ich setze den Vorsatz mit Vergnügen um. Einen katastrophalen Tag verarbeite ich mit ausführlichem «Meckern», um alles Negative abzuhaken. Beim Formulieren werde ich mir bewusst, welche Gefühle ein Ereignis in mir geweckt hat. Zugleich lasse ich das Gefühl noch tiefer auf mich einwirken. Ein Beispiel beim Beschreiben eines fantastischen Sonnenuntergangs: «Mein Herz bebt bei diesem überwältigenden Sonnenuntergang, der sich, gleich einem entrollten Blatt aus Gold, bis zum Horizont erstreckt und dort den scheuen blauen Himmel umarmt, auf dem, wie im Herzen eines Smaragds, verspielte Wolken tanzen. Einige glitzernde Funken ziehen meine Blicke auf sich: die ersten ungeduldigen Sterne. Hinter mir das Plätschern des Wassers, das sanft an den bereits schlafenden Fels schlägt; ein angenehmes Frösteln durchläuft meinen Körper.»

An grauen, melancholischen Tagen lese ich solche Passagen nochmals. Meine Traurigkeit löst sich dann wie ein flüchtiger Nebel auf und macht der Sonne Platz, die meine Haut und meine Stimmung sanft berührt.

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