Herpes – Plage ohne Ende?

Vom Herpes-Simplex- Virus sind die zwei Untergruppen Typ 1 (HSV1) und Typ 2 (HSV2) bekannt. Das erstere befällt die Lippen- und Mundregion, das letztere die Geschlechtsorgane und in selteneren Fällen die Augen (Hornhaut).

Von oralem Herpes ist bereits die Hälfte der Kinder zwischen sechs Monaten und vier Jahren betroffen, bei den Erwachsenen beträgt dieser Anteil gar 90%. Ist das das Virus einmal im Körper, nistet es sich für immer in den Lymphdrüsen ein. Etwa ein Drittel der Befallenen leidet wiederholt an akuten Schüben, entweder in unregelmässigen Abstanden oder in einem individuellen Rhythmus. Die Schübe werden jedoch mit dem Alter meist seltener. Bei den anderen HSV1-Trägern wird die Erkrankung offenbar durch das Immunsystem des „Gastgebers“ auf Distanz gehalten und bleibt Symptomlos.

Ein akuter Schub beginnt mit einer Reizung, einem Kribbeln oder einem Brennen. Bald danach erscheinen Bläschen, die mit einer trüben Flüssigkeit gefüllt sind. Ein paar Stunden oder Tage später platzen die Bläschen, und es entstehen kleine Geschwüre und schliesslich Krusten. Der ganze Prozess dauert etwa 5 bis 15 Tage. Zu den Auslösern eines Schubes zählen das Sonnenlicht, Infektionskrankheiten, Müdigkeit, Stress sowie die Tage vor der Periode. Da das Herpesvirus seinerseits das Immunsystem schwächt, steigert es die Anfälligkeit für andere Krankheiten. Leider lässt sich der ungebetene Gast mit keinem Impfstoff und keinem antiviralen Mittel aus unserem Organismus vertreiben. Müssen wir uns somit geschlagen geben? Nur das nicht!

Ernährungsspezifische Massnahmen

Aus ernährungstechnischer Sicht kann das Herpesvirus mit einer erhöhten Zufuhr von Lysin und einer reduzierten Einnahme von Arginin bekämpft werden. Lysin ist eine essentielle Aminosäure, die durch die Nahrung aufgenommen werden muss, da unser Körper nicht in der Lage ist, sie herzustellen. Die besten Lysinquellen sind Fisch, Huhn, Rind, Milch, Schaf, Schwein, Bohnen, Hefe und Soja. Arginin, auf der anderen Seite, ist eine nicht essentielle Aminosäure, die – nach abnehmendem Gehalt geordnet – in Haselnuss, Erdnuss, Baumnuss, Mandel, Schokolade, Sesamkörner, Kokosnuss, Pistazie, Vollreis und Vollkornbrot vorhanden ist.

Laborversuche haben gezeigt, dass sich das Herpesvirus in einem argininhaltigen Reagenzglas gut vermehrt, während das Vorhandensein von Lysin sein Wachstum hemmt. Amerikanische Ärzte der Orthomolekularmedizin (Ernährungstherapeuten) raten deshalb Herpespatienten, Lysin als Nahrungszusatz einzunehmen. Als Prophylaxe sind 500 mg pro Tag nötig, zur Behandlung eines Schubes 1,5 bis 3 g. Während der akuten Phase beschleunigen 2 g Vitamin C pro Tag die Heilung und starken das Immunsystem erheblich.

Die Rolle der Homöopathie

Auch die Homöopathie ist sowohl in präventiver wie in therapeutischer Hinsicht durchaus sinnvoll. Bei den ersten Symptomen wird sogleich eine Dosis Apis 9 CH eingenommen, eine Stunde danach 3 Globuli Rhus toxicodendron 5 CH. Letztere Gabe wird alle zwei Stunden wiederholt. Eine Behandlungsserie mit je einer Dosis Vaccinotoxinum in den Potenzierungen 5, 7, 9, 15 und 30 CH in zweiwöchentlichem Abstand (zwischen der vorletzten und der letzten Dosis einen Monat) hilft die Rückfallrate wirksam senken. Diese Behandlung sollte einmal jährlich wiederholt werden.

Medikamente mit äusserlicher Anwendung

Die Schulmedizin verfügt über zahlreiche antivirale Substanzen, mit denen sich die lästigen Symptome des HSV1 lindern lassen. Bei besonders resistentem Herpes werden unter medizinischer Aufsicht verschreibungspflichtige, sehr wirksame Substanzen (wie Aciclovir und Valaciclovir in Tablettenform) verabreicht. Für einfachere Fälle stehen eine Vielzahl weiterer Wirkstoffe in Salben-, Creme- oder Gelform rezeptfrei zur Verfügung (neben Aciclovir selbst etwa Lysozym, Tromantadin, Zinksulfat, usw.). Wird ab dem ersten Jucken mehrmals täglich ein äusserliches Produkt aufgetragen, kann die Tätigkeit des Virus in vielen Fällen gebremst und schlimmstenfalls zumindest die Heilung beschleunigt werden.

Einige äusserlich anzuwendende antivirale Stoffe wie der Lysozym-Stift können zudem während einer Infektionskrankheit der in Stressperioden präventiv eingesetzt werden. Das gleiche Produkt, jedoch mit Sonnenschutzfaktor 12, ist besonders den Personen zu empfehlen, deren Herpes auf Sonnenlicht „anspricht“.

Körperpflege

Während der Vernarbung ist eine tadellose Gesichtshygiene unerlässlich. Die Wunde darf nicht mit den Fingern berührt werden, um zusätzliche bakterielle Infektionen zu vermeiden. Solange die Verletzungen sichtbar sind, ist Herpes sehr ansteckend, und beim Platzen der Bläschen ist die Ansteckungsgefahr am höchsten. Direkte und indirekte Kontakte (Kuss, gemeinsames Trinkglas) sind deshalb strikte zu meiden. Kurz: Vernichten lässt sich das Herpesvirus nicht, wohl aber mit wirksamen Mitteln im Zaum halten. Machen wir davon Gebrauch, und lassen wir uns von dem Eindringling nicht das Leben vergällen.

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Rita Ducret-Costa
Chefredakteurin von vitamag®, Pharmazeutin mit Abschluss an der Universität von Bologna, Ernährungswissenschaftlerin und Homöopathin.

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